
LANLEBEN:
http://www.arte-tv.com/de/wissen-entdeckung/Landleben/942010.html
GUTE STADT, SCHLECHTE STADT:
http://www.tu-cottbus.de/BTU/Fak2/insl/fileadmin/files/gruppe_lsse/dokumentation/gute_stadt_schlechte_stadt.pdf
``POETISCHES MATERIAL``:
Die Feldmaus | erhielt in ihrer armen Höhle einst | von ihrer alten guten
Freundin, | der Stadtmaus, unverhofft die Ehre ihres | Besuches. Wie genau
nun jene sonst | zu leben pflegte, und wie sparsam sie | den sau'r errungnen
Vorrat sonst zu Rate hielt, | so wurde doch für einen Gast das Herz | ihr
weiter; kurz, sie schonet diesmal weder | der immer aufgesparten Erbse, noch
| des langen Haferkorns, trägt ein Stückchen | halb abgenagten Specks und
eine dürre | Zibeb im Munde noch herbei, und lässt, | mit einem Worte,
sich's recht angelegen sein, | durch der Gerichte Mannigfaltigkeit | den
ekeln Gaum des Städters zu verführen, | der vornehm da saß, und mit stolzem
Zahn | eins nach dem andern kaum berührte; während | der gute Hauswirt
selbst, auf heurig Stroh | gestreckt, mit Spelt und Trespe sich behalf, |
und alles Bessre seinem Gaste ließ. | Zuletzt begann die Stadtmaus: Freund,
wo nimmst | du die Geduld her, in dem rauhen Berge da, | dein Leben
hinzubringen? Hättest du nicht Lust, | den Aufenthalt bei Menschen in der
Stadt | dem Walde vorzuziehen? Weißt du was? | Komm du mit mir: und weil nun
einmal bei | den Erdekindern mit dem Leben alles |vorbei ist, und dem Tode
weder Klein | noch Groß entrinnen kann; so sei du weise | und lass, solange
du es haben kannst, | dir wohl geschehn, mein Schatz! Bedenke nur, | wie
kurz das Leben ist! - Die Landmaus wird | gerührt durch diese Rede, springt
behende | aus ihrem Loch hervor, und beide treten | den Weg zur Hauptstadt
an, des Sinnes, unter | der Mauer sich bei Nacht hineinzuschleichen. | Es
war schon Mitternacht, als unsre Wandrer |in eines reichen Hauses Speisesaal
| sich einquartierten, wo, auf Lagerstellen | von Elfenbeine, Purpurdecken
glühten, | und eines großen Gastmahls Überbleibsel | ringsum in Körben
aufgeschichtet standen. | Sobald der Städter hier den bäurschen Gast | auf
Purpur hingelagert, läuft er rüstig, | gleich einem aufgeschürzten Wirte,
hin und her, | und trägt ein niedliches Gerichte nach | dem andern auf;
vergisst jedoch sich selber nicht | dabei, indem er alles, was er bringt, |
naschhaften Dienern gleich, zuvor beleckt. | Die Feldmaus, ganz entzückt von
ihrem neuen Glück, | dehnt fein gemächlich auf dem weichen Sitze | sich aus,
und lässt sich trefflich alles schmecken; | als plötzlich ein gewaltiges
Geknarr | der Flügeltüren unsre beiden Schlemmer | von ihren Polstern wirft.
Sie rennen zitternd | im ganzen Saal herum, und ihre Furcht | wird
Todesangst, indem durchs hohe Haus | der großen Hunde Bellen widerhallt. |
Ich danke für dies Leben, sprach mit schwacher Stimme | der Bau'r zu seinem
Freunde: fahre wohl! | Ich lobe mir mein kleines Loch im Walde! Da hab ich
nichts zu fürchten wenigstens, und kann, wiewohl's nur magre Bissen gibt, |
mich doch in Ruh an meinen Wicken laben.
Horaz, Satiren 2,6 (ca. 35 v. Chr.)
FILMTIP: ``Das Glück liegt in der Wiese``
... das ist ein wirklich wundervoller film der das seminarthema vielleicht nur
am rande tangiert, aber das thema 'stadtflucht' auf ironische und charmante
weise thematisiert...
Das Glück liegt in der Wiese
(Le bonheur est dans le pré)
Frankreich 1995, Regie: Étienne Chatiliez, Mit: Michel Serrault, Eddy
Mitchell, Sabine Azéma, Carmen Maura, …
Frankreichs Leinwandliebling Michel Serrault glänzt in einer Paraderolle.
Als Toilettensitzfabrikant Francis führt er ein elendes Leben. Seine Firma
steht vor dem Ruin, und seine elegante Frau hat sich mit der verwöhnten
Tochter gegen ihn verbündet. Da bietet sich eine Chance: In einer
Fernsehshow sucht eine Frau mit zwei Töchtern ihren vor 26 Jahren
verschwundenen Ehemann - die Chance für den von finanziellen, familiären und
gesundheitlichen Krisen gebeutelten Francis: er sieht dem verschwundenen
Ehemann der Landblume Dolores zum Verwechseln ähnlich und wittert als
Doppelgänger ein neues Leben auf sonnigen Wiesen, und hofft sich im
südwestfranzösischen Condome eine neue Existenz aufbauen zu können...
GEPLANTES INPUTREFERAT:
'Gesellschaftsschmaus im Freien. Eine kulturhistorische Annäherung in drei
Etappen'
in: Ingke Günther und Jörg Wagner, 'Picknick', Hamburg 2003, S.18
Zitat: "In der Tat ist das Ideal des Landlebens eine Erfindung Städter. Die
paradiesische Natur als Gegenbild zu dem von Seuchen und politischen Kämpfen
heimgesuchten urbanen Daseins ist so alt wie die Geschichte der Stadt
selbst. Bereits Cicero rühmt das Landleben als Erholung vom Alltag in der
Stadt als 'otium' und Gegensatz zu 'negotium'.
Ambrogio Lorenzetti zeichnet bereits in der ersten Hälfte des 14.
Jahrhunderts in seinen Fresken im Palazzo Pubblico in Siena ein
differenziertes Bild der mittelalterlichen Wechselbeziehung Stadt-Land: Die
Auswirkungen des 'Guten Regiments' der Stadt auf die fruchtbare
Bewirtschaftung der umliegenden Agrarlandschaft ist nicht nur eine der
ersten autonomen Landschaftsdarstellungen der Kunstgeschichte, sondern auch
ein frühes Beispiel der Idealisierung von Land aus der Sicht eines
Stadtbewohners.
Guy de Maupassants Novelle 'Eine Landpartie' hingegen beschreibt die
sinnlichen Freuden des Landlebens - ebenfalls aus der Sicht eines Städters.
Auch die zeitgenössische Ausprägung der Stadt-Landstruktur werden in dieser
kurzen Geschichte thematisiert. Deutlich beschreibt Maupassant das langsame
Verlassen der Stadt, die - im Gegensatz zu der mittelalterlichen durch die
abschliessende Ringmauer deutlich von der Umgebung abgegrenzten Stadt - mit
ihren Industrieanlagen weit in die Landschaft hineinwächst."
FILMTIP:
We Feed the World - Essen global
A, 2005, R: Erwin Wagenhofer
Tag für Tag wird in Wien genau so viel Brot vernichtet wie Graz verbraucht. Auf rund 350.000 Hektar vor allem in Lateinamerika werden Sojabohnen für die österreichische Viehwirtschaft angebaut, daneben hungert ein Viertel der einheimischen Bevölkerung. Jede Europäerin und jeder Europäer essen jährlich zehn Kilogramm künstlich bewässertes Treibhausgemüse aus Südspanien, wo deswegen die Wasserreserven knapp werden. Mit „We Feed The World – Essen global“ hat sich Erwin Wagenhofer auf die Spur unserer Lebensmittel gemacht. Sie hat ihn nach Frankreich, Spanien, Rumänien, Brasilien und zurück nach Österreich geführt. Roter Faden ist ein Interview mit Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung.
www.kinojournal-frankfurt.de
--
Dr.phil. Sonja Müller
bb22
Brönnerstr. 22
60313 Frankfurt am Main
Tel.: 0049 (0)69 21997091